Wer gehört auf aufs Gymnasium und
was die Noten damit zu tun haben? Eine Frage die sich sicherlich tagtäglich
viele Leute, bevorzugt Lehrer, oder Schüler, dieser Schulen, stellen. Ich, als
Schülerin der 9. Klasse eines Gymnasiums, möchte mich dazu nun auch einmal
äußern. Ich habe schon einige Gespräche mit meiner Mutter über dieses Thema
geführt und das gab mir schließlich den Anstoß, das hier zu schreiben. Die
Vorrausetzungen die ein Gymnasium stellt sind im Normalfall gute Mitarbeit,
regelmäßig erledigte Hausaufgaben, gute Noten, Engagement auch außerhalb des
Unterrichts und ordentliches Vorbereiten auf die nächste Stunde. Alles kein
Problem, wenn man fleißig und ehrgeizig ist, oder? Sollten nicht gerade die
Schüler, die sich jeden Tag hinsetzen und bis spät in die Nacht lernen, die besten
Noten haben? In meiner Schule beobachte ich oft das Gegenteil. Gerade die
Schülerinnen und Schüler, die versuchen jeden Tag bis zum geht nicht mehr zu
lernen, gehören meist zum eher schlechterem Mittelfeld, was die Noten betrifft,
während über alle Maßen faule Schüler die guten Noten abstauben. Viele mögen
sich jetzt fragen woran das wohl liegt. Ungerechte Lehrer? Spickzettel?
Zufällige Notenverteilung? Meiner Meinung nach ist es nichts davon! Der Grund
ist schlicht und einfach, das man auf dem Gymnasium nicht wirklich intensiv
lernen kann! Klar kann man sich, nachdem man mit den Freunden unterwegs war und
sich vielleicht noch am Familienleben beteiligt hat, bis spät in die Nacht
hinsetzen und die Lateinvokabeln lernen und sich vielleicht nochmal die Hefteinträge
anschauen, aber wenn man als mittelmäßiger Schüler auch noch ein Privatleben
haben will, ist viel mehr auch nicht drin. Es bleibt auch oft gar keine Zeit
sich wirklich auf die Stunden vorzubereiten, vor allem in der
Schulaufgabenzeit. Um das zu veranschaulichen, werde ich einmal meine bisherige
Woche belichten:
Diesen Montag hatte ich, wie schon
das ganze Jahr über, Nachmittagsunterricht. Ich kam um kurz vor 16 Uhr nach
Hause und war damit sogar noch früh dran. Viele Schüler kommen wegen ihren Bus
noch später nach Hause. Nachdem ich mich ein bisschen entspannt habe, bin ich
meinen Häuslichen Pflichten nachgekommen. Mit dem Hund rausgehen, auf die
Geschwister aufpassen und liegengebliebene Hausaufgaben erledigen. Bis ich mit
allem fertig war, war es schon 18 Uhr und bis ich endlich Zeit für mich hatte
19 Uhr.
Der Dienstag war, bis auf den
Reitunterricht am Nachmittag recht entspannt.
Am Mittwoch hatte ich wieder
Nachmittagsunterricht. Der gleiche Ablauf wie am Montag. Bis jetzt hatte ich,
trotz dass ich eigentlich wenig lerne also keine Zeit für Freunde.
Am Donnerstag haben wir
Matheschulaufgabe geschrieben. Ein Fach das ich normalerweise recht gut
beherrsche, also kein Problem. Es gibt in meiner Klasse aber durchaus Schüler
die für diesen Test lernen mussten und so hatten diese noch weniger Zeit für
Freunde oder Entspannung. Vor allem da sie sich auch noch für die
Physikkurzarbeit am nächsten Tag vorbereiten mussten. Am Nachmittag hatte ich
mich endlich mit einer Freundin verabredet. Doch als ich nach Hause kam, wurde
mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Da meine Mama und mein Bruder zum
Zahnarzt mussten und meine Schwester krank war, musste ich zu Hause bleiben und
auf diese aufpassen. An sich kein Problem, aber mit den Lateinhausaufgaben wurde
es dann doch knapp. Ein Fall der sicher nicht nur bei mir öfters eintritt.
Am Freitag hab ich die mündliche
Wiederholung und die Vokabeln dann noch morgens im Bus gelernt. Ich kam also
recht ordentlich vorbereitet in den Unterricht und musste mir keine Sorgen
machen. Aber wie gesagt, nicht allen fliegt der Stoff so zu wie mir und so
mussten einige auch für Physik und Mathe lernen. Die letzte Lateinstunde war am
Dienstag. Am Mittwoch hatten wir Nachmittagsunterricht. Wir hatten zwei
Nachmittage um Mathe und Physik zu lernen und uns nebenbei auch noch auf die
ganzen Nebenfächer vorzubereiten. Am Anfang der Lateinstunde kamen also drei
Schüler vor um zu melden, dass sie wegen des Lernstresses nicht ordentlich
lernen konnten. Daraufhin wurde die ganze Klasse getadelt, dass die Schüler
eines Gymnasiums in der Lage sein müssten ihre Termine zu organisieren und
einzuhalten. Eine Schulaufgabe oder ein Kurztest wären keine Entschuldigung für
fehlende Hausaufgaben.
So und so ähnlich gab es schon
viele Situationen und mir hat das gezeigt, dass das Gymnasium keine Schule für
ehrgeizige und lernbereite Schüler ist. Das Gymnasium ist meiner Meinung nach
eine Schulform, in der vor lauter Leistungsdruck keine Zeit zum Lernen bleibt.
Die Schüler sollen sich jeden Nachmittag so vorbereiten, dass sie in jedem Fach
wenn nötig eine Eins schreiben könnten und sich am besten noch an jede
Kleinigkeit aus der 5. Klasse erinnern. Man hat wegen der Schule gar keine Zeit
für die Schule zu lernen. Da ist es klar, dass jene Schüler, denen alles
zugeflogen kommt, besser abschneiden, als fleißige, ehrgeizige und lernbereite
Schülerinnen und Schüler. Die daraus folgenden Noten sind auch oft ein Problem.
Sie können natürlich eine Motivation sein, besser zu werden, aber oft bewirken
sie eher das Gegenteil. Ich kenne einen wundervollen Menschen mit ganz vielen
unglaublichen und tollen Talenten. Dieser Mensch ist so eine ehrgeizige und
fleißige Schülerin. Sie hat auch nur mittelmäßige bis schlechte Noten, und dass
obwohl sie sich jeden Tag hinsetzt und lernt. Die Folge daraus ist, dass sie
ein extrem schlechtes Selbstwertgefühl hat. Ihre schlechten Noten trotz des
vielen Lernens sagen ihr, dass sie dumm ist und nichts kann. Mir sagen sie,
dass in unserem Schulsystem und in unserer Gesellschaft irgendetwas falsch
läuft, wenn so wundervolle, talentierte Menschen dadurch das Gefühl der
Wertlosigkeit bekommen. Mein Traum von Schule wäre, eine Schule, in der
Menschen ihre Talente schätzen lernen, eine Schule, in der Leistung und
Intelligenz nicht alles sind, und eine Schule, die den Schülern den Druck nimmt
und ihn nicht noch verstärkt.
Eure Toni